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Eines der geläufigsten Erklärungsmodelle für Architektur beruht auf ihrer Analogie zu sprachlichen
Strukturen. Bauten sind wie Texte, deren Sinn schwierig zu verstehen ist, deren Klang vertraut oder fremd tönt, deren Schönheit so oder so
Begeisterung auszulösen vermag. Die Möglichkeiten der Sprache reichen somit weit über die wissenschaftlich-rationalen Ansätze der Geschichte und der
Theorie hinaus: Dichte Beschreibungen vermögen architektonische Ideen, Konzepte, Themen zu erzeugen, zu beschwören, bevor sie Gestalt annehmen. Die
Übersetzung der sprachlichen Metapher zu Form regt durch Unschärfen, Stimmungen, Atmosphären die Kraft der Imagination an.
Umgekehrt sind Bauten, besonders der Moderne und der Gegenwart, aufgrund ihres Abstraktionsgehaltes
der Wahrnehmung des Publikums nur schwer zugänglich. Hier kann die Sprache oft die entscheidenden Metaphern bzw. Lese- oder Gebrauchsanweisungen
beibringen, welche Aneignungsprozesse fördern oder gar in Gang setzen. |
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